Ein eindrucksvolles Erlebnis für unsere Schüler*innen

Vom 21. bis 23. Oktober 2024 fand erstmalig die schulübergreifende Gedenkstättenfahrt statt, welche durch die Respekt Coaches des AWO Kreisverband Magdeburg e.V. organisiert und durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wurde. An der Fahrt nach Brandenburg an der Havel nahmen insgesamt 34 Schüler und Schülerinnen der 9. Klassen der Gemeinschaftsschule G.W. Leibniz und der IGS Regine Hildebrandt teil. Begleitet von den Respekt Coaches Victoria Blanke und Pia Fischer sowie den drei engagierten Schulsozialarbeiter*innen und einer pädagogischen Mitarbeiterin, erlebten die Jugendlichen eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und den Folgen von Euthanasie und politischer Verfolgung.

Die Anreise begann am Hauptbahnhof Magdeburg, wo sich die Schüler*innen voller Vorfreude versammelten. Nach der Ankunft in der Unterkunft KiEZ Bollmannsruh wurden die gemeinsamen Regeln für die Fahrt erarbeitet und die Abläufe der kommenden Tage vorgestellt. Ein Kennenlernspiel sorgte dafür, dass sich die Schülerinnen der beiden Schulen schnell miteinander vertraut machten und erste Gespräche über Hobbys, Berufswünsche und persönliche Erlebnisse führten. Mit einem Privilege Walk zum Thema Menschen mit Behinderung wurde der Einstieg in das Thema des nächsten Tages geschaffen und über den Begriff Euthanasie gesprochen. Nach den Anstrengungen des ersten Tages hatten die Schüler und Schülerinnen im Anschluss Freizeit auf dem Gelände und konnten zum Tagesabschluss am Lagerfeuer bei einem Stockbrot ins Gespräch kommen.

Am zweiten Tag besuchte die Gruppe die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel. Nach der Führung durch die Ausstellung und über das Gelände bearbeiteten die Jugendlichen in Kleingruppen verschiedene Themen anhand echter Dokumente wie z.B. Patient*innenakten sowie Opfer- und Täterbiographien. Anschließend präsentierten sie ihre Erkenntnisse der gesamten Gruppe. Die Offenheit und das Interesse der Schüler*innen waren beeindruckend. Viele äußerten sich schockiert über die Gräueltaten der Vergangenheit und die Motive der Täter*innen, welche vor allem in den beruflichen und politischen Aufstiegschancen lagen. Viele zeigten auch ein starkes Bedürfnis, mehr über die Schicksale der Betroffenen und deren Angehörigen zu erfahren.

Am dritten Tag stand die Gedenkstätte Zuchthaus in Brandenburg-Görden auf dem Programm. Hier hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, sich mit der Geschichte des Zuchthauses und den Methoden der Nationalsozialisten auseinanderzusetzen. Dazu wurden sie durch die Ausstellung geführt und konnten den ehemaligen Hinrichtungsraum in der heutigen JVA besichtigen. Hier wurden in der Zeit des Nationalsozialismus politische Gegner*innen ermordet. Die Diskussionen, die sich aus den Besuchen ergaben, zeugten von einem hohen Maß an Empathie und einem wachsenden Bewusstsein für die gesellschaftliche Verantwortung, welche aus der Geschichte erwächst.

Die Feedbackrunden am Ende jedes Tages waren geprägt von emotionalen Rückmeldungen. Die Schüler*innen berichteten von ihren Eindrücken und den neuen Perspektiven, die sie gewonnen hatten. Viele betonten, wie wichtig es sei, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, um aus ihr zu lernen und Ungerechtigkeiten in der heutigen Zeit zu erkennen.

Diese Gedenkstättenfahrt hat nicht nur das Bewusstsein für die Bedeutung der Erinnerungskultur gefördert, sondern auch den Kontakt zwischen den Schüler*innen der benachbarten Schulen gestärkt.  Deshalb sollen in Zukunft regelmäßig schulübergreifende Gedenkstättenfahrt stattfinden. Die Organisation der Fahrt im Schuljahr 2025/2026 ist bereits in vollem Gange.

Wir danken allen Beteiligten für ihr Engagement und die wertvollen Gespräche, die diese Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass die Lehren aus der Geschichte nicht in Vergessenheit geraten und dass wir eine tolerante, respektvolle und demokratische Gesellschaft fördern.

Magdeburg 12.02.2025, Pia Fischer