von Denise Helbig (stellvertretende Geschäftsführung)
Ich möchte heute ein Tätigkeitsfeld und seine Mitarbeiter*innen ins Rampenlicht rücken, das in den Medien, damit meine ich in den sozialen, den Printmedien, in Funk und Fernsehen, neben all den Held*innen dieser Zeit der Corona- Pandemie zu wenig Erwähnung findet und nicht vergessen werden sollte.
Ich rede von den ambulanten und stationären Erziehungshilfen, also die Familienhilfe und die Kinderheime und ihre Held*innen: all die Sozialarbeiter*innen, (Sozial-) Pädagog*innen, pädagogischen Fach- und Hilfskräfte, die aktuell in den Wohngruppen arbeiten. Oft unter Vernachlässigung der eigenen Kinder und/ oder Familie, sind sie bestrebt, den Kindern und Jugendlichen in der Jugendhilfe einen Alltag zu ermöglichen, der in diesen unsicheren und beängstigenden Zeiten irgendwie doch Sicherheit vermitteln kann. 24 Stunden, 7 Tage die Woche beschäftigen, beschulen, trösten sie, denken sich immer neue Spiele aus, verhindern Krisen, schlichten Streits, kochen abwechslungsreiche Mahlzeiten, toben, lesen vor, kaufen ein und das für 6, 8 oder 10 Kinder und Jugendliche. Kinder und Jugendliche, die durch die prekären Lebenssituationen in ihren Herkunftsfamilien oft Verhaltensauffälligkeiten zeigen und selbst unter ‚normalen‘ Alltagsstrukturen in der Jugendhilfe eine hohe fachliche Kompetenz im pädagogischen Handeln verlangen, enorme Flexibilität und persönliche Reflektionsfähigkeiten, müssen nun in einer Ausnahmesituation weiter gut betreut werden.
Die üblichen Settings, die eine fachliche Reflexion schwieriger Alltagssituationen sicherstellen, wie etwa Supervision, kollegiale Fallberatungen etc. entfallen. Ein Personalmangel, der schon vor der Krise eine große Herausforderung darstellte, wird jetzt zu einem schier unüberwindbaren Problem. Gelöst wird es, durch die ungeheure Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter*innen.
Und die Situation der Familienhelfer*innen ist ähnlich schwierig. In verschiedenen Artikeln und Berichten wird durch Psycholog*innen und andere Expert*innen auf die Lage in den Familien hingewiesen, die hochbelastet sind. Nun sind diese gezwungener Maßen den ganzen Tag auf engstem Raum zusammen. Familien, denen die Organisation des Alltags in der Normalität schon nur schwer gelingt, die finanzielle Sorgen haben. Das sind enorme Stressfaktoren und nun steigt dieser Stresspegel täglich. Der Deutsche Kinderschutzbund warnt davor, dass die Zwangsisolation und die Dauer der Krise die häusliche Gewalt in den Familien erhöht. Dies ist das Arbeitsfeld der Familienhelfer*innen. Sie sind unter Gefahr für die eigene Gesundheit täglich unterwegs und besuchen die Familien, die sie betreuen, weiterhin, sie stehen telefonisch fast rund um die Uhr für die Eltern zur Verfügung und sind bestrebt, die aktuelle Situation für die Kinder, Jugendlichen und Eltern irgendwie zu erleichtern, und gefährdende Situationen für das Kindeswohl abzuwenden. Schutzkleidung, Masken, Desinfektionsmittel sind nicht ausreichend bis gar nicht vorhanden.
Das ist nur ein kleiner Einblick in den derzeitigen Alltag der Mitarbeiter*innen in den Hilfen zur Erziehung und das ganz und gar unsichtbar, unbemerkt, unerwähnt.
Deshalb an dieser Stelle, mein Dank für diese unglaubliche Einsatzbereitschaft, dieses Verantwortungsgefühl. Das ist für mich echter AWO-Geist, das ist Solidarität, das ist füreinander einstehen. Und ich bin zutiefst dankbar, als zuständige Leitungskraft so unglaubliche Mitarbeiter*innen zu haben, die mich daran glauben lassen, dass wir gemeinschaftlich und vereint *alles* schaffen können- auch diese Krise zu meistern!